Theater langweilt dich? – Dieses Stück ändert deine Meinung
0Mutige Ansage, aber mit der habe ich mich nicht übernommen. Heute möchte ich deine Aufmerksamkeit auf die Aufführung von „Friedl mit der leeren Tasche“ in Vent lenken, die du in diesem Jahr noch bis zum 14. September erleben und begleiten kannst.
Was ist also das Besondere daran? Nun ja, da gibt es mehrere Gründe. 2013 hatte ich das Glück, das Geschehen einmal hautnah mitzuverfolgen.
Die Natur als Bühne
„Friedl“ ist als Wandertheater ausgelegt, das heißt du kannst dich nicht einfach berieseln lassen, sondern musst aktiv mitwirken und -gehen. Schauspieler und Publikum wandern gemeinsam von Vent bis zum Fuße des Niederjochferners oberhalb der Martin Busch Hütte.
An verschiedenen Schauplätzen werden die einzelnen Szenen dargebracht und die an sich ewig lange Strecke zwischen Vent und der Hütte erscheint gar nicht mehr so weit. Jedenfalls ging es mir letztes Jahr so.
Zur Verständlichkeit werden die Zuschauer mit Funkkopfhörern ausgestattet, um alle Dialoge astrein mitzubekommen. So werden Theaterfreunde und Akteure zur autonomen Gruppe, nicht beteiligte Wanderer bekommen akustisch nichts mit vom gesprochenen Wort.
Werk mit Tirol- und Ötztalbezug
Im Stück selbst geht es um den Habsburgerherzog Friedrich von Tirol, der vor 600 Jahren flüchten musste. Eine seiner historischen Stationen waren die Rofenhöfe in Vent. Mit dem Spottnamen „Friedl mit der leeren Tasche belegt“ gelang es dem gebeutelten Habsburger Meran zu erreichen und von dort aus wieder seine Macht herzustellen.
Darauf aufbauend wird im Wandertheater „Friedl“ die Geschichte der Flucht erzählt und das fiktive Verhältnis des Adeligen zur armen Bauernmagd Anna. Wie in guten TV-Serien der heutigen Zeit wird die Handlung durch das Aufeinanderprallen von zwei Welten, die gegensätzlicher nicht sein könnten, bestimmt.
Regie führt der Salzburger Hubert Lepka, den du vielleicht schon von den Hannibal-Inszenierungen am Rettenbachgletscher kennst. Voll in ihrer Rolle gehen die Darsteller auf. Im September 2013 durchlief die Aktrice, welche die Anna spielt, barfuß den eiskalten Gebirgsbach ohne mit der Wimper zu zucken.
Hut ab vor so viel Spielfreude und den Mut den Cochon der Theaterbühne zu verlassen. Nach der Aufführung treffen sich Besucher und Schauspieler in der Martin Busch Hütte, um sich gemeinsam über das Erlebte auszutauschen. Klingt spannend? Ist es auch.
Friedl ist also etwas für dich, wenn du
- Neuem gegenüber aufgeschlossen bist.
- Eine Wanderung von knapp 5,5 Stunden nicht scheust.
- Damit leben kannst, dass zwischen 1.900 m (Vent) und 2.600 m (Niederjochferner) gerade im September auch kältere Temperaturen herrschen können.
Karten gibt es bei Ötztal Tourismus zum Preis von 29,- Euro (kein Schnäppchen, aber es lohnt sich!). Würde mich freuen deine Gedanken zu „Friedl“ in den Kommentaren zu lesen.