50 Jahre helfen, ohne zu fragen, wem!
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Als Kind der prosperierenden 1980er Jahren galten viele Dinge des täglichen Lebens als gottgegeben. Beim Blick zurück wird mir klar, dass sich manche vermeintliche Selbstverständlichkeiten nur durch Mut, Enthusiasmus und viel Engagement der handelnden Personen so entwickeln konnten. Der Anlassfall für diesen Beitrag ist das 50-Jahr-Jubiläum der Ortsstelle des Roten Kreuzes in Längenfeld in diesem Jahr.
Beim ersten Mal hören, konnte ich es kaum glauben. Vor dem Jahr 1964 wurden die Patiententransporte mittels Taxi durchgeführt, denn das Rote Kreuz war bis zu diesem Zeitpunkt im Ötztal noch nicht präsent. Im Rahmen von Notfällen wurde ein Rettungswagen aus Imst ins Ötztal herbei geordert. Unvorstellbar angesichts unserer heutigen Vollkasko-Mentalität, wo die Erwartungshaltung besteht, innerhalb kürzester Zeit Hilfe zu erhalten.
In den 60er Jahren lebten im Tal knapp 8.400 Einwohner und im Wintertourismus zählte man fast 400.000 Nächtigungen. Diese zwei Faktoren (steigende Bevölkerung und Tourismus) waren es dann auch, die zur Gründung der ersten Rot-Kreuz-Stelle im Ötztal führten. Ich hatte das Glück einen Blick in die Chronik werfen zu können und will dir diesen netten Satz zur Gründung nicht vorenthalten:
„Das stetige Wachsen der Bevölkerung, die ständige Ausdehnung des Fremdenverkehrs und die daraus entstehenden Missgeschicke und Unfälle im Verkehr, beim Sport und bei der Arbeit ließen schon lange den Wunsch nach einer Zweigstelle laut werden.“
Am Beginn das gesamte Ötztal versorgt
Mit einfachsten Mitteln und vollem Elan wurde im April 1964 gestartet. Der erste Ortsstellenleiter Hubert Brenn konnte auf 25 Mitstreiter zurückgreifen. Klingt viel für Längenfeld in den 60er Jahren, ist aber wenig, wenn man bedenkt, dass das gesamte Ötztal am Anfang von Längenfeld aus betreut wurde.
Die Feuertaufe für das erste Fahrzeug erfolgte gleich nach der Wagenweihe, denn eine verletzte Person musste ins Krankenhaus Zams gebracht werden. Meine frühesten Erinnerungen ans Rote Kreuz Längenfeld sind geprägt von Paula und Sepp Hausegger, die jahrelang die Geschicke des Roten Kreuzes leiteten. Damals gab es noch kein Rettungsheim (erst seit 1998 im alten Gemeindehaus in Unterlängenfeld), sodass die beiden ihr Privathaus als Rettungsstation zur Verfügung stellten. Im Jubiläumsjahr 2014 führt David Schmid als Ortsstellenleiter von Längenfeld die Geschicke gemeinsam mit seinen rund 50 Kollegen.
Mir bleibt nur zu sagen: Herzlichen Dank für das gute Gefühl, dass jemand zur Stelle ist, wenn Hilfe dringend gebraucht wird.